
Reste früherer Schellacke reagieren oft auf Alkohol und lassen sich mit Schabern, Pads und Tüchern ablösen, ohne Furnierkanten zu gefährden. Dicke, undurchsichtige Kunstharzschichten benötigen mechanisches Vorgehen mit großer Sorgfalt. Wärme hilft punktuell, doch Vorsicht bei Leimfugen. Ziel ist nicht sterile Rohheit, sondern gesundes Holz mit intakter Patina, in dem Nähte halten und Kanten scharf bleiben. Jede gerettete Faser entspricht später weniger Füll- und Schleifarbeit.

Arbeite in Kornabstufungen, die dem Holz folgen, niemals quer über Furnier. Zwischenstopp mit befeuchtendem Tuch zeigt Kratzer rechtzeitig. Feiner Endschliff öffnet Poren gleichmäßig, damit Bimsmehl später nicht wolkig liegt. Kritische Zonen sind Kanten, Profilwechsel und alte Ausbesserungen, die schneller durchschleifen. Konsequente Staubabsaugung nach jeder Stufe, ein letzter, sehr sanfter Zug mit frischem Papier und akribisches Kontrolllicht verhindern Überraschungen während des Polierens.

Staub ist der leise Gegenspieler des Glanzes. Ein leicht feuchter Boden, abgedeckte Regale, gereinigte Poliertücher und ein eigener Bereich nur für den Ballen verhindern Einschlüsse. Hände, Werkstück und Ballen bleiben frei von Silikonen, die später Schlieren verursachen. Lüften vor der Session, dann Ruhe, keine Ventilatoren. Eine warme, aber nicht trockene Atmosphäre unterstützt Verdunstung, ohne die Oberfläche spröde zu ziehen. Kleine Rituale halten die Konzentration hoch und die Fläche sauber.
Achten verteilen Material, Ovale beruhigen, lange Züge verbinden Felder. Kanten nur streifen, nie dort wenden. Der Ballen bleibt in Bewegung, die Hand führt Tempo und Druck nach Gefühl. Geräusch ist Indikator: sanftes Surren gut, stumpfes Quietschen Stopp. Überlappungen dürfen kaum sichtbar sein, sonst entstehen Bahnen. Dreh das Stück mit dem Licht, nicht dich um das Stück, und prüfe Reflexe. So wächst Einheit statt Einzelflächen.
Jeder Satz verdient Ruhe, damit Lösungsmittel abzieht und das Harz setzt. Zu kurze Pausen führen zu Schlieren, zu lange verlieren Takt. Ein mild warmes, staubarmes Klima beschleunigt, Zugluft stört. Bei hoher Luftfeuchte drohen matte Schleier; dann dünner arbeiten, längere Pausen. Hände waschen, Werkbank abwischen, Konzentration neu sammeln. Wer Pausen bewusst gestaltet, poliert entspannter und erreicht den Glanz ohne Drängeln – eine Frage von Rhythmus, nicht von Kraft.